E2 Investorenvisum: Welche Rechtsform soll ich wählen?
Welche Rechtsform soll ich wählen?
Eine der ersten Entscheidungen, die man treffen muss, wenn man ein E2-Investorenvisum beantragen möchte, ist die Rechtsform der zu gründenden Firma, mit der man dann das Visum beantragt. Die Wahl der Rechtsform in den USA kann erhebliche Auswirkungen auf die Höhe der Steuerbelastung haben, sowohl in den USA als auch in Deutschland. Welche Rechtsform die „richtige“ ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Grundsätzlich raten wir auf Grund der Haftungsbeschränkung zur Gründung einer Limited Liability Company (LLC) oder einer Corporation (Corp., Inc.). In diesem Zusammenhang ist aber wichtig zu erwähnen, dass in den USA die Produkthaftung nicht an die Haftungsbeschränkung der Gesellschaft gekoppelt ist, so dass man hier gegebenenfalls zur Minimierung der Haftungsrisiken einen Rechtsanwalt hinzuziehen sollte.
Was sind die Unterschiede zwischen Corporation und Limited Liability Company?
Corporation (Corp., Inc.)
Die Corporation ist vergleichbar mit einer deutschen AG. Die Anteilseigner haften grundsätzlich nicht persönlich für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft. Es gibt sogenannte S-Corps und C-Corps. S-Corps kommen aber nur für US-Bürger in Betracht, daher behandeln wir hier nur die C-Corp. Eine Corporation muss ein Board of Directors haben. Grundsätzlich hat eine Corporation folgende Organe:
- President
- Vice-President
- Treasurer
- Secretary
Eine Person kann auch mehrere oder alle dieser Positionen ausüben. Wird nichts anderes festgelegt, dann ist jeder der vorgenannten Amtsinhaber ein Geschäftsführer.
Eine Corporation hat Stammkapital, das in verschiedene Aktien aufgeteilt ist. Das Stammkapital kann beliebig angesetzt werden und muss nicht einbezahlt werden. Die Anzahl der Gesellschafter ist bei einer Corporation nicht beschränkt. Die Anteile einer C-Corp können auch an der Börse gehandelt werden.
Eine C-Corp ist in den USA körperschaftssteuerpflichtig. Auf Bundesebene beträgt der Steuersatz derzeit (Stand Dezember 2020) 21%. Hinzu kommt ggf. noch die Körperschaftssteuer auf Bundesstaatsebene, z. B. derzeit 4.458% in Florida. Auf Bundesstaatsebene variieren die Körperschaftssteuersätze in 2020 von 0% bis 12%.
Die nachfolgende Übersichtskarte zeigt die unterschiedlichen Körperschaftssteuersätze in den einzelnen Bundesstaaten in 2020:
Die grauen Staaten haben keine Körperschaftssteuer auf Staatsebene, dafür aber eine Bruttoeinnahmensteuer. Delaware und Oregon haben eine Bruttoeinnahmensteuer zusätzlich zur Körperschaftssteuer. Manche Staaten, wie Pennsylvania, Virginia und West Virginia haben eine Bruttoeinnahmensteuer auf Gemeindeebene, aber nicht auf Staatsebene.
Limited Liability Company (LLC)
Eine LLC ist aus gesellschaftsrechtlicher Sicht vergleichbar mit einer deutschen GmbH. In einer LLC sind die Charakteristika einer Corporation mit denen einer Partnership verbunden. Die Gesellschafter der LLC haften nicht für Verbindlichkeiten der LLC. Die Geschäftsführung kann durch einen oder mehrere Gesellschafter selbst, oder durch einen Fremdgeschäftsführer ausgeübt werden. Die Gesellschafter der LLC können wählen, ob die LLC wie eine Corporation (körperschaftssteuerpflichtig) oder wie eine Partnership (Verteilung der Einkünfte auf die Gesellschafter) besteuert werden. Die meisten US-Bundesstaaten erlauben die Gründung einer Ein-Personen-LLC.
Die LLC hat keine verpflichtenden Organe, kann aber einen Manager bestimmen, der die Geschäfte der LLC führt. Ansonsten liegt die Geschäftsleitung bei den Gesellschaftern.
Die LLC hat kein gesetzlich vorgeschriebenes Stammkapital. Die Beteiligung der Gesellschafter, sowie die Gewinnverteilung zwischen den Gesellschaftern ist eine rein privatrechtliche Vereinbarung. Ein Gesellschaftervertrag, operating agreement, ist in Kalifornien, New York, Missouri, Maine und Delaware vorgeschrieben, in den anderen Bundesstaaten ist er optional. Der Gesellschaftervertrag wird nicht veröffentlicht. Anteilsscheine können ausgegeben werden, sind aber keine Aktien, sondern bestätigen nur die Einlage der Gesellschafter. Bei von uns gegründeten Gesellschaften stellen wir immer Anteilsscheine zur Verfügung, da diese unter anderem von Banken für die Eröffnung des Geschäftskontos und auch vom zuständigen Konsulat für den Nachweis der Eigentumsverhältnisse in Bezug auf die Visumantragfirma gefordert werden.
Ausländer, die Gesellschafter einer US-LLC sind, müssen in den USA eine Einkommensteuererklärung über das US-Einkommen abgeben. Ob man dann die Gewinne nochmals im Wohnsitzstaat versteuern muss, hängt von der individuellen Situation und dem Wohnsitzstaat ab. Grundsätzlich muss man sagen, dass eine LLC für Personen mit Wohnsitz in Deutschland nicht empfehlenswert ist, da sie sich als Steuerfalle entpuppen kann, wenn das Finanzamt die LLC als Kapitalgesellschaft einstuft.
LLC oder Corporation?
Wenn man in den USA lebt oder in Kürze dorthin umzieht und bis dahin keine Gewinne in der neu zu gründenden Firma erwartet, dann kann man zwischen LLC und Corporation wählen. Wenn man aber bei zu erwartendem Gewinn noch in Deutschland lebt, dann sollte man eher die Corporation in Betracht ziehen.
Grundsätzlich würden wir die C-Corporation als beste Rechtsform für die meisten Kunden empfehlen. Wenn nach ein paar Jahren andere Voraussetzungen vorliegen, dann kann man die Struktur auch noch einmal anpassen. Die C-Corporation ist eine verlässliche Rechtsform, die schon sehr lange etabliert ist. Zwar ist die Steuerbelastung auf den ersten Blick höher als bei anderen Rechtsformen, aber wenn man ein Unternehmen neu startet, dann erwartet man in den ersten Jahren meist sowieso keine hohen Gewinne. Hinsichtlich der Reputation der beiden Rechtsformen im Alltag gibt es keine großen Unterschiede.
Für eine detaillierte und einzelfallbezogene Beratung empfehlen wir die Hinzuziehung eines im entsprechenden Bundesstaat zugelassenen Steuerberaters (CPA) und/oder Rechtsanwalts.
Disclaimer: Dieser Beitrag stellt keine Steuerberatung und keine Rechtsberatung dar, sondern dient ausschließlich der allgemeinen Information.