Schule und Kita in Florida
Wer mit seiner Familie nach Florida auswandert oder temporär dort leben möchte, muss sich unweigerlich auch Gedanken wegen der Schule, bzw. Betreuung der Kinder machen. Sowohl die Kinderbetreuung, als auch das Schulsystem weisen einige Unterschiede zum System in Deutschland auf.
Kindergarten also Kita ≠ kindergarten
Kindergarten in Deutschland wird synonym verwendet mit Kindertagesstätte oder Kita. In den USA ist kindergarten sozusagen das erste Jahr der Grundschule, obwohl es eigentlich eine Art Vorschule ist und, je nach Ort, die Grundschule auch tatsächlich erst mit der 1. Klasse (1st grade) beginnt. Oft jedoch ist ein K-12-System üblich, was bedeutet, dass Kinder bis ca. 5 Jahre in die Kinderbetreuung (childcare) gehen. Diese Einrichtungen heißen oft auch schon pre-school und das letzte Jahr ist oft das sogenannte VPK-Jahr, also das voluntary pre-kindergarten Jahr. In Florida besteht Anspruch auf ein kostenfreies Vorkindergarten-Jahr.
Child care, also Kita ist in Deutschland ja in einigen Regionen (z. B. Rheinland-Pfalz und der Stadt Düsseldorf) kostenfrei und es besteht ein gesetzlicher Anspruch auf einen Platz. Dies ist in Florida nicht der Fall. Auch wenn die Preise sich unterscheiden, so sind Kosten von USD 200.00 pro Woche – je nach Alter des Kindes etwas mehr oder weniger – durchaus üblich. Allerdings für eine 5-Tage-Woche und bis zu 10 Stunden Betreuung pro Tag. Die Kita öffnet in der Regel gegen 6 oder 6:30 Uhr und schließt um 18 Uhr. Innerhalb dieser Zeiten kann man das Kind dann bis zu 10 Stunden betreuen lassen. Mittagessen ist in der Regel inkludiert. Manche Kitas bieten auch Frühstück an. Snacks und Getränke sind in der Regel ebenfalls enthalten.
Insgesamt ist die Kita in den USA mehr schulisch strukturiert als in Deutschland üblich. Die Gruppen werden in der Regel classes, also Klassen genannt und sind sehr nach Alter sortiert. Es gibt also z. B. eine Klasse mit Dreijährigen, eine mit Vierjährigen usw.
Anders als in Deutschland ist es hier normal, dass im Eingangshallenbereich der Kita unzählige Babyschalen stehen, da das Aufnahmealter sehr jung ist.
Das Schulsystem
Im Alter von ca. 5 Jahren gehen die Kinder in Florida dann in den kindergarten, also die Vorschulerziehung in der Grundschule (elementary school). Während die Kitas in Florida alle privat sind, gibt es im Schulsystem in Florida grundsätzlich drei Arten von Schulen: public schools (öffentliche Schulen), private schools (private Schulen) und charter schools (das sind halb öffentlich und halb private Schulen). Bei den privaten Schulen gibt es sowohl kirchliche, als auch sonstige private Schulen. Die öffentlichen und charter schools sind gebührenfrei, die privaten kosten normalerweise Schulgebühr (durchaus bis zu 20000 USD pro Jahr).
Die öffentlichen Schulen in Florida gehören jeweils einem Schuldistrikt an, was in der Regel die county (vergleichbar mit einem deutschen Landkreis) ist. Gewisse Dinge sind somit von Schuldistrikt zu Schuldistrikt unterschiedlich. Es kann durchaus Sinn machen, sich vor seinem Umzug mit den Regelungen in den unterschiedlichen Distrikten vertraut zu machen. Unter anderem kann die Adresse die Auswahl der öffentlichen Schulen einschränken.
Lee County (u. a. Cape Coral, Fort Myers), z. B. hat ein sogenanntes school choice System. Hier kann man aus allen öffentlichen Schulen, die in einer gewissen Zone liegen, in der die eigene Adresse ist, auswählen.
Ein weiterer Unterschied zwischen dem deutschen und amerikanischen Schulsystem liegt im Stundenplan. In Deutschland ist ja ein früher Schulstart schon in der Grundschule üblich. In Florida sind die sogenannten bell times nicht einheitlich. In Lee County sind aber die Grundschulen i. d. R. so organisiert, dass um 8:25 Uhr die Tore öffnen und die Schüler zur Schule kommen können; der Unterricht beginnt hier um 8:55 Uhr. Alle öffentlichen Schulen in Lee County partizipieren seit diesem Jahr im sogenannten CEP-Programm (Community Eligibility Provision), was bedeutet, dass alle Schüler in den öffentlichen Schulen von Lee County kostenloses Frühstück und Mittagessen erhalten. Die meisten Schüler treffen also ab 8:25 Uhr an ihrer Schule ein und gehen durch die Cafeteria um sich Ihr Frühstück zu holen. Das Frühstück wird je nach Schule in der Cafeteria gegessen oder in den Klassenraum mitgenommen.
Da die Schulen technologisch oftmals recht gut ausgestattet sind, wird in manchen Schulen (selbst in der Grundschule) z. B. das Frühstück gemeinsam im Klassenraum mit der Lehrkraft gegessen und die morgendlichen Schulnachrichten geschaut, welche ggf. live in die Klassenräume übertragen werden.
Das Mittagessen wird gemeinsam in der Cafeteria eingenommen. Auch wenn die Gerichte oftmals “typisch amerikanisch” sind, wird hier Vollkorn und wenig Zucker verwendet. Selbst die bekannten Markennamen, die sich auf manchen Snacks in der Cafeteria wiederfinden enthalten nicht die regulären Produkte, die es im Supermarkt gibt, sondern sind sogenannte “Smart Snack” Varianten, welche speziell für die Verwendung in Schulcafeterias hergestellt werden. Frittierte Gerichte werden gar nicht angeboten. Es wird wert auf lokale und frische Produkte gelegt.
Während in Deutschland ja die Klassen und Klassenlehrer in der Regel für eine gewisse Zeit unverändert bleiben, wird in den USA die Klassenzusammensetzung und die Klassenlehrer jedes Jahr gewechselt. Man kann das aber auch durchaus als positiv ansehen, da die Kinder dadurch neuen Schülern gegenüber sehr offen sind, da es keine etablierte Klassengemeinschaft gibt, in die sich neue Schüler einfinden müssen.
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